Kuttergespräch

Jäckstein malt Ältermann Kühn

jäckstein: „bernd, ich fang mal an. kühn: „blau oder was nimmst du jetzt? so ist gut, es könnte auch auf hoher see sein und ich gucke in die ferne. ich bin auch gern zuhause, so ist es ja gar nicht, aber wenn du auf dem wasser bist, das ist irgendwie ne andere welt. auf dem eigenen schiff, aufs wasser raus zu fahren, fische zu fangen und damit die bevölkerung glücklich zu machen, das ist schon ne tolle sache.

jäckstein: wie oft fährst du überhaupt raus? kühn: ich bin jetzt durchgehend gefahren… seit 37 tagen oder 40 tagen jäckstein: keinen tag pause? kühn: kann sein, dass wir einen tag mal lagen, wegen wind. und quote ist zurzeit ohne ende da. anfang des jahres war es so reglementiert, da durftest du überhaupt nichts fangen und jetzt auf einmal ist soviel quote da.

jäckstein: wenn du aus einer anderen familiären situation kämest und du hättest lust fischer zu werden, irgendwo als angestellter, ohne schiff als fischer, würdest du nicht mehr machen, oder? kühn: ne, das geht gar nicht, weil du gar nicht die möglichkeit hast, dir ein schiff zu kaufen. und das schiff alleine ist ja nicht das einzige. du brauchst die ganze ausrüstung, du brauchst für jeden anderen fisch ne andere maschenweite. was haben wir alleine für netze - ohne ende…am ende hast du soviel investiert, da kannst du dir zwei häuser von bauen, und eigentlich geht das gar nicht mehr. das siehtst du ja, das sind alles alte schiffe hier im hafen. wenn du ein schiff aus den 80iger jahren hast, dann kannst du dich noch glücklich schätzen. guck dir doch die alten holzkutter an, von wann sind die denn …? jäckstein: das heisst, die leute können sich das nicht mehr leisten? kühn: die familienbetriebe, die werden verschwinden, die industriefischerei, die wird bleiben. das sind die großen, kutterfischer aus cuxhaven, die fischen im nordatlantik, nach seelachs und kabeljau und die können auch die gebiete besser wechseln. wir sind ja hier ansässig auf unserem gebiet. und wenn die aus ihren gebieten die quoten abgefischt haben, dann geht’s ins nächste gebiet…die können schnell mal von der ostsee in die nordsee fahren, das können wir nicht jäckstein: was könnte sich in nächster zeit überhaupt noch ändern? kühn: ich weiss es nicht. und was auch noch schlimm ist, ist dieser ganze papierkrieg, den du bewältigen musst. diese ganzen formulare, ist ja nicht so, das du nur ein logbuch führen musst, du musst monatsmeldung, jahresmeldung, du musst meldung für jedes boot machen, das kannst du gar nicht alles behalten, was du machen musst, blätter ohne ende.

jäckstein bernd, du bist in einer guten malposition, wenn du so mal still sitzen magst kühn: ich bin schon stolz darauf, dass ich das große los ziehen durfte, hier wohnen zu dürfen. auch wenn das hier viel arbeitet ist, und auch manchmal echt stressig ist. jäckstein: dann willst du doch, dass es hier im dorf so erhalten bleibt? kühn: ja, klar soll es im dorf so bleiben. aber die fischerei - aussterben wird es, ich kann das vielleicht die nächsten paar jahre noch ein bisschen in die länge ziehen. es wird definitiv aussterben, der zerfall in der fischerei ist nicht mehr aufzuhalten. wer soll das noch machen? das kann keiner mehr machen.

Auszug aus dem Malgespräch mit Bernd Kühn, Fischwirtschaftsmeister und Ältermann, die 6. Generation Fischer in Gothmund.

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